Der Bergbau und seine Folgen

Der Harz - ein geologisch so kompliziertes Gebirge wie kein anderes in Deutschland. An seiner geologischen und mineralogischen Erforschung haben sich schon viele Wissen-
schaftler "die Zähne ausgebissen" und auch heute kommen immer noch neue Erkennt-
nisse dazu.
Dieses Gebirge ist nicht nur kompliziert aufgebaut, sondern es war auch sehr reich an Erzen und Mineralien. Das führte dazu, dass der Harz schon 3000 Jahre durch den Berg-
bau intensiv genutzt und umgestaltet wurde. Die Geschichte des Bergbaus kann man in den unterschiedlichsten Bergwerksmuseen und den vielen Bergbaulehrpfaden erkunden. Zu dieser langen Bergbaugeschichte gibt es auch eine interessante Webseite:
"Archäologie eines Mittelgebirges".
Der Bergbau hat natürlich auch eine "Bergbaufolgelandschaft" hinterlassen, die man unterschiedlich beurteilen kann. Da ist zum Beispiel die Abraumhalde an der ehemaligen Erzaufbereitung am "Ottiliae-Schacht" bei "Clausthal-Zellerfeld". Auf diesem Abraumma-
terial kann sich kaum eine Pflanze darauf ansiedeln und entwickeln. Diese Halde sieht nicht schön aus, aber es ist nicht zu ändern.
Dieses Problem besteht auch im ganzen Bereich des mansfeldisch-sangerhäuser Kupfer-
bergbaus. Die Spitzkegelhalden sind auch nicht bewachsen, sie sehen aber imposant aus und die "Hohe Linde" bei Sangerhausen kann im Rahmen einer Führung bestiegen wer-
den.
Oder nehmen wir die vielen Täler in denen die Bäche zum Bereitstellen von Aufschlag-
wasser angestaut wurden. Die Täler wurden zwar durch den Bergbau ruiniert, aber heute nutzen Badegäste, Angler, die Wasserwirtschaft und Energieerzeuger die alten Stauteiche und sie stehen sogar unter Denkmalschutz.
Der Harz - ein einziges "Bergbau- und Montanhistorisches Museum".

Der außerordentliche Glücksfall

1000 Jahre Bergbau und weiterverarbeitende Industrie haben zwar den Harz verändert und auch Schäden hinterlassen, aber es gibt ein Erz, das man sehr intensiv und aufwän-
dig, aber erfolglos gesucht hat.
Hitler-Deutschland versuchte die Atombombe zu bauen. Es hatte große Uranlagerstätten im Erzgebirge (auf deutscher Seite und Joachimsthal auf anektiertem tschechischem Gebiet). Zum Glück war man damals aber nicht in der Lage das "Uranisotop 235" bis zur "kritischen Masse" anzureichern. Dies gelang, mit Riesenaufwand und internationalem Wissenschaftlereinsatz, den US-Amerikanern. Sie schockten dann die Welt mit den Atom-
bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki und bewiesen ihre Überlegenheit.
Nach der deutschen Kapitulation begann sehr schnell der "Kalte Krieg" und die Sowjet-
union mußte gewärtig sein, dass die Amerikaner auch die Bombe gegen sie einsetzt. Also mußte, aus ihrer Sicht das sogenannte "Gleichgewicht des Schreckens" so schnell wie möglich wieder hergestellt werden. Sie begann also sofort mit der Untersuchung der
"Uran" - Lagerstätten. Zuerst als "SAG" (Sowjetische Aktiengesellschaft), dann als "SDAG" (Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft). In Sachsen und Thüringen wurden auch bauwürdige Vorkommen gefunden und auch bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ausgebeutet. Danach begann, mit riesigem finanziellen Aufwand die Rekultivierung und Beseitigung der Bergbaualtlasten. "Uran" ist nicht nur ein radioaktives Metall, sondern es ist auch hochgradig giftig. Ebenso verseucht sind auch die Abraumhal-
den und Grubenwasser. Zu diesen ganzen Kosten kommen noch die Aufwendungen für die Bergleute, die viele Jahre zwar gut verdient aber dafür ihre Gesundheit auf´s Spiel ge-
setzt haben.
Über diese gesamte Problematik ist in den ganzen Jahren, nach der Wiedervereinigung, in allen Medien ausführlich berichtet worden.
Wer diese Bilder und Berichte gesehen hat, wie belastet die Landschaft durch den "Uran-
bergbau" gewesen ist und unseren Harz kennt, der kann sich vorstellen, wie es hier aus-
sehen würde.
Es ist ein außerordentlicher Glücksfall, das dem Harz die Bildung von bauwürdigen "Uran-
lagerstätten" erspart blieb. Leider kann man niemand dafür danken!
Aber "Uran" war für die "UdSSR" sehr wichtig und man suchte mit allen technischen Mitteln. In 3 Etappen wurde der Harz systematisch untersucht.

Die Such- und Erkundungsetappe 1949 - 1953

Im Harz begannen die Such- und Erkundungsarbeiten so richtig Ende 1949 mit der Unter-
suchung alter Halden und der Luft nach radioaktiven Isotopen
(Emanationsaufnahme) . In der Umgebung von Wernigerode und Agnesdorf-Questenberg wurden erhöhte Gamma-Werte in alten Halden ermittelt. Bei Luftuntersuchungen im Gebiet Tilkerode-Abberode, am Ramberg und Brocken konnten Anomalien mit hohem Radongehalt festgestellt wer-
den.
1950 wurde der Harz radiohydrogeologisch untersucht und kartiert. In anomalen Berei-
chen wurde die Erkundung um Luftuntersuchungen und geologische Arbeiten erweitert. An 80 Punkten wurden "Urangehalte" im Grundwasser von 0,005-0,1 mg/l festgestellt. Auch wenn zum Beispiel bei Elend, am Auerberg oder bei Ilsenburg und anderen Stellen Anomalien festgestellt werden konnten, so wurden aber keine bauwürdigen Vorkommen gefunden.

Der Stollen "Aufgeklärtes Glück"
Die Suche nach "Uran" ging auch bergmännisch in die Tiefe. 1950-1951 wurden unter anderem im Bereich Hasserode (Wernigerode), Tilkerode und Auerberg Über- und Untertage-
erkundungen durchgeführt. Etwas außerhalb von Hasserode, am "Lossen-Denkmal" beginnt das "Thumkuhlen-Tal". Einige Schritte aufwärts, auf der linken Seite, finden Sie den histo-
rischen Stollen "Aufgeklärtes Glück". Er liegt hinter einer Halde.
Wenige Meter weiter oben wurde ein Wasserrad mit Feldgestänge und Kunstkreuz aufge-
baut. Am Kunstkreuz hängt ein Pumpengestänge. Das zeigt anschaulich wie früher mit Wasserkraft Gruben entwässert wurden. Das Pumpengestänge arbeitet aber in einem Schacht aus der Zeit, als hier nach "Uran" gesucht wurde. Die Anlage ist sehr interessant und lehrreich für Kinder und Erwachsene.
Am Rand des "Brockenmassivs" wurde ebenfalls bergmän-
nisch nach "Uran" gesucht. Das Revier liegt heute in der Kernzone der "Nationalparks" und ist nicht zugänglich. Auf Grund des harten Gesteins (Hornfels) hat man mehrere Schächte im Umkreis abgeteuft und von diesen jeweils kurze Erkundungsstrecken aufgefahren. Das Suchergebnis war auch hier negativ. Die Schächte sind alle wieder verblombt und mit Haldenmaterial zu geschüttet. Es gibt nur noch Rohre, die der Wasserkontrolle dienen (siehe Bild). Ansonsten hat die Natur wieder das Gebiet zurück erobert. Es gibt tatsächlich nichts mehr zu sehen. Es würde sich wirklich nicht lohnen, einen Bergbaulehrpfad dort hin anzu-
legen und auszuschildern.
Im ehemaligen Bergbaurevier "Tilkerode-Abberode" wurde der historischen "Goldschacht" wieder aufge-
wältigt und der "Neue Eskeborner Stollen" aufge-
fahren. Es wurden auch hier keine bauwürdigen "Uranvorkommen" angetroffen.
In der "Ulbrichtstraße", zwischen "Abberode" und "Stangerode" finden Sie einen Waldparkplatz. Einige Schritte davon entfernt beginnt der Bergbaulehrpfad in das ehemalige Revier von "Abberode-Tilkerode". Auf den "Dennert-Tannen" findet man keinen Hinweis auf die damaligen Untersuchungen.
1952 wurden im zentralen Teil des Ostharzes, südlich des "Rambergs" und am östlichen Ausläufer des Harzes, dem "Hornburger Sattel" Erkundungen durchgeführt. Diese Unter-
suchungen am "Ramberg" verliefen negativ. Nur die am "Hornburger Sattel" wiesen er-
höhte Werte auf, so dass es zu bergmännischen Untersuchungen kam.

Die Such- und Erkundungsetappe 1963 - 1965

In dieser Zeit wurden "Aerogamma-Aufnahmen" vorgenommen. Es wurden Anomalie festgestellt. Sehr viele davon waren aber an Straßenbaumaterial (Mansfelder Schlacke) gebunden. Nur wenige, wie am "Auerberg", waren natürlichen Ursprungs.
1963-1964 wandte man sich dem "Neudorf-Straßberger Bergbaugebiet" zu. Haldenproben wurden "luminiszenzanalytisch" und chemisch untersucht. Es wurden auch "Gamma- und Emanationsaufnahmen" gemacht. Wasserproben wurden wieder "radiohydrogeolo-
gisch" ausgewertet.
Auch in der Umgebung von "Quedlinburg" wurden drei Bohrungen bis zu einer Teufe von 200 m niedergebracht. Auch sie waren ergebnislos.
Interessant ist auch die folgende Kostenanalyse für den Zeitraum 1964-1965.

Tabelle aus:"Chronik der Wismut"

Die Such- und Erkundungsetappe 1970 - 1973

In diesen Jahren wurden, um endlich Klarheit über die Uranvorkommen und ihrer Bau-
würdigkeit zu erlangen, Revisionsarbeiten durchgeführt. Es wurden alle bisherigen Unterlagen aufgearbeitet. Weiterhin wurden nochmals Proben aus Grubenbauen ent-
nommen, Bohrkerne und Gesteinsmaterial aus Museen untersucht.
Gleichzeitig wurden neue radiohydrogeologische, geologische und Spurlochgamma-Aufnahmen gemacht. So wurden zum Beispiel 4000 Wasserpunkte radiohydrogeolo-
gisch untersucht. Geochemische Proben wurden in Flußbetten und im Uferbereich aus 20-40 cm Tiefe gewonnen. Die Spurlochgamma-Aufnahme erfolgte im Süd- und Südost-
harz. Spurlöcher von 0,35-0,40 m Tiefe wurden von Hand geschlagen. Für tiefere stand ein "Traktorbohrgerät zur Verfügung.

Die Untersuchungen am "Hornburger Sattel"

Der "Hornburger Sattel", eine Sandsteinbank, ist der südöstlichen Ausläufer des Harzes zwischen der "Mansfelder Mulde" und der "Sangerhäuser Mulde".
Bei Erkundungsarbeiten wurden schon 1952 stärkere Anomalien an den Flanken des Sattels festgestellt. Mittels Bohrungen, Flach- und Tiefschürfungen wurden Vererzungen im Sandstein gefunden. Es wurden auch "Urananreicherungen" im Kupferschiefer nach-
gewiesen. Dieses "Uranvorkommen" wurde durch Schürfgräben und Flachschürfe an der Oberfläche, durch 25 Bohrungen bis max. 320 m und durch untertägige Auffahrungen er-
kundet. In Oberflächennähe, bis 10 m Tiefe, wurden "Urangehalte" von 0,015 % nachge-
wiesen. Untertägig lag der mittlere Gehalt bei 0,022 %. Auf das Revier bezogen hat man "Uranvorrat von 405,9 Tonnen mit einem mittleren Gehalt von 0,022 % errechnet. Eine bergmännische Gewinnung wurde ausgeschlossen.
Ende der 60er Jahre wurde eine "Laugung" erwogen. 1968 wurden fünf hydrogeologi-
sche Kernbohrungen niedergebracht. Die Testergebnisse waren nicht ganz zufrieden-
stellend aber eine Auslaugung wurde dennoch für möglich gehalten. Es wurden auch Laboruntersuchungen mit dem Gestein durchgeführt. Zur Ausführung kam dieses Gewin-
nungsverfahren aber nicht.
Eine Überblick über die Arbeitsumfänge am "Hornburger Sattel" zeigt die unten stehen-
de Tabelle.

Tabelle aus:"Chronik der Wismut"

Wismut-Halde nördlich von Hornburg
Bildeigent.:W.Zerjadtke

Ergebnis der Untersuchungen im "Harz" und "Hornburger Sattel"

Es wurde sehr viel Zeit und sehr viel Geld in die "Uransuche" im "Harz" und am "Horn-
burger Sattel" investiert. Es war aber alle Mühe umsonst. Es gab viele Anomalien und nur zwei, aber nicht bauwürdige Vorkommen. Eine kurze Zusammenfassung der Ergeb-
nisse zeigt die Tabelle.

Tabelle aus:"Chronik der Wismut"
Unsere Urlaubsgäste und auch wir Einheimischen können sehr glücklich über dieses Ergebnis sein. Wir können ungestört die Landschaft und die frische Bergluft genießen. Wir brauchen uns auch keine Sorgen um unsere und der Bergleute ihrer Gesundheit zu machen. Im Harz ist zum Glück niemand geschädigt worden.
Diese kleine Abhandlung über die Suche nach Uran im "Harz" und am "Hornburger Sattel" entstand mit Hilfe der "Chronik der Wismut". In ihr ist das Thema, reichlich ge-
spickt mit Fachausdrücken, geologisch und mineralogisch sehr ausführlich beschrieben, aber diese ganzen Zusammenhänge sind nur fürFachleute interessant. Es sollte hier an dieser Stelle nur allgemein darüber berichtet werden.
Ich bedanke mich bei der "Wismaut GmbH" recht herzlich dafür, dass sie mir die Ver-
wendung der Informationen und Materialien gestattet hat.
Für alle Interessent - diese "Chronik der Wismut" kann käuflich erworben werden. Besuchen Sie bitte die Seite:
"Chronik der Wismut"
Bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Wolfgang Zerjadtke aus Uftrungen. Er hat mit seinen zusätzliche Informationen und auch mit Bildmaterial viel zum Gelingen dieser Ab-
handlung beigetragen.