Auf dem westlichen Ausläufer der "Steinberge", zwischen Ballenstedt und Rieder, liegt die romantische Burganlage der "Roseburg".
Sie bietet zu allen Jahreszeiten ein malerisches Bild. Im Frühjahr scheint der ganze Berg mit Flieder überschüttet zu sein, im Sommer mit unzähligen blühenden Rosensträuchern, im Herbst prangt das Laub in allen Farben und die bunten Früchte der Hagebutten, Schlehen, Pfaffen-
hütchen und Ligustersträucher schmücken zusätzlich den Hang.
Viele Urlauber, die vorüber kommen und empor blicken, werden sich erstaunt fragen, was sich hinter der Burgmauer verbirgt.
Im westliche Teil des Parks, von der Vegetation überwuchert, liegen die tausendjährigen spärlichen Reste der "Rudolves-
burg".
Sie wurde am 25.3.964 erstmalig in einer Stiftsurkunde des "Klosters Gernrode" erwähnt. "Markgraf Gero" bestätigt darin dem Kloster den Besitz. Später fällt die Burg an das Mönchs-
kloster von Ballenstedt. Auch die Grafen vom "Regenstein" wurden damit belehnt. In der Lehnsurkunde vom 23.1.1385 steht, dass die "Regensteiner" das Lehnsgut als Unterlehn weiter gaben. Diese Urkunde besagt aber auch, das die Burg "wüst" geworden war.
Noch 1710 werden in Rieder die Ruinen als "Rudolfsburg" bezeichnet. Auch sonst ist in Rieder der Burgberg ein Begriff, trug er doch den Galgen des Ortes.
1905 kaufte der aus dem "Anhaltischen" stammende, weitgereiste und erfolgreiche berliner Architekt "Bernhard Sehring" das rund 60 Morgen große Gelände, um sich nach eigenen Plänen eine romantische Burganlage zu errichten.
In der ersten Bauphase entstehen der "Palas"(5), das "Torhaus" und der "Wachturm" mit dem aufsteigenden "Wehrgang"(10).
Bereits 1908 konnte der Architekt die "Roseburg" als Sommersitz de Familie und stilvolle Herberge für seine gesammelten Kunstschätze nutzen.
Bis 1915 entstehen noch die "Wasserachse" und der "Aussichtsturm"(12). Der Architekt feiert seinen 60. Geburtstag auf der Burg.
Der Bau des "Herrenhauses" fiel der Inflation zum Opfer. Die gesamte Anlage erhielt 1921 noch eine durchgehende Umfassungsmauer und ein "Gartenhaus". Bis 1925 ist der Park weitestgehend vollendet.
1933 macht Sehring den Park der Öffentlichkeit zugänglich.
1941 stirbt der Architekt Bernhard Sehring in Berlin.

Der Rundgang durch den Park

Vielleicht sollten Sie sich zum besseren Verständnis, den Wegeplan durch klick vergrößern und dann ausdrucken.
Die Gestaltung des Parks hat viele stilistische Vorbilder. Sie reichen vom Mittelalter über den italienischen Frühbarock bis zu den englischen Gärten. Das dabei die meisten baulichen und figürlichen Kostbarkeiten mit dem modernen Baustoff Beton ausgeführt wurden stört überhaupt nicht.
Die unterschiedlichen exotischen Anpflanzungen stehen im Einklang mit einheimischen Gewächsen. Sie sind alle, entsprechend ihrer Blütezeit, im Park so verteilt, das eine ganzjährige Pracht entsteht.
Leider wurden schon in den 40er Jahren des 20.Jahrhunderts keine pflegerischen Maß-
nahmen mehr durchgeführt.
Von 1955 bis 1966 wurden die Gebäude als Ausbildungsstätte für Geflügelzüchterinnen genutzt.
Am 1.April 1967 übernahm der Kreisverband des "Kulturbund" die Nutzung der "Rose-
burg". Es wurden sofort erste Restaurierungsarbeiten durchgeführt damit der bereits eingetretene Verfall gestoppt werden und die Anlage dem Zweck, ein Ort der Erholung zu sein, dienen konnte.
2003 wurde die "Roseburg" offiziell an die Sehring-Erben rück übertragen. Leider musste die Parkanlage ab dem Sommer 2004 wegen bautechnischer Mängel geschlossen wer-
den. Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer, dass die Parkanlage wieder saniert wird. Sie ist in das Tourismusprojekt "Gartenträume Sachsen-Anhalt" aufgenommen worden.
Ich habe die vorliegenden Bilder noch kurz vor der Schließung gemacht und noch einige aus einem alten Begleitheft hinzu gefügt.
Wir betreten die Burg durch das Tor(1) und stehen gleich an der "Zisterne"(2). Die (3) auf dem Plan ist eine Innenhalle über dem Tor mit Mosaikarbeiten. (Entwurf Sehring, Ausführung Salvati-Venedig) Das große Gebäude ist der Pallas(5). Links führt der Weg gleich zum "Wehrgang"(10).
Wenn wir an der "Zisterne" über die Brücke gehen sehen wir rechts an der Ecke des "Pallas" eine Plastik aus Ostfriesland. Einen "Faun"(4). Dann können wir gleich in den unteren Burghof blicken. Dort sehen wir die "Kapelle"(8) und den "Georgturm"(9).
Weiter geht der Weg zum "Aussichtsturm"(12). Links unten im Turm sind Reste von Mosaikarbeiten erhalten. Vor dem Turm steht der "Gotische Brunnen"(13) aus dem Hofe des "Palazzo Malatesta" in Rimini(11.Jh.) Im Halbrund der Taxushecke stehen 4 Marmorbüsten. Sie stammen von der Freitreppe des Hoftheaters in Sinigallis.
Die "Alte Burg"(11), ist ein Mauerrest der ältesten Burganlage. Liegt am Weg ist aber total überwuchert und kaum zu erkennen.
Vom "Gotischen Brunnen" aus gehen wir die Stufen hinab. Am Überlauf des 2. Wasser-
bassins(15) stehen vier Figuren- Europa mit der Weintraube, Asien mit der jüdischen Lampe, Afrika mit dem Elefantenrüssel, Amerika mit dem Adler. Im 3.Bassin liegt das Mosaik "Wappen der Roseburg". Eine Arbeit von Salvati-Venedig.(16)
Unten stehen dann noch zwei Marmor-Säulen. Sie stammen aus dem "Palazzo Malas-
pina" bei Bologna. Original bestückt mit zwei Löwen: rechts Löwe mit Elefanten im Schild (Wappen der Aldobrandini), links mit Skorpion im Schild (Wappen von Malaspina).
Die "Querallee"(18) ist reich geschmückt mit Statuen und Vasen. An ihrem östlichen Endpunkt kann man bis zu den "Gegensteinen" sehen.
In der Mitte der Allee beginnt der untere Teil der "Wasserachse". In den Glanzzeiten des Parks war der "Löwenbrunnen"(19) gekrönt von der Statue der "Fortuna". Bei meinem Besuch saß nur ein Pfau darauf.
Die "Balustrade"(20) ist(war) geschmückt mit 16 Doppelfiguren. Acht dieser Gruppen wurden von Prof. Seger für die von ihm mitgestaltete Musikhalle in Görlitz modelliert. Die übrigen Putten sind Nachbildungen der Originale vom Balkon des ehemaligen "Ephraim-
schen Palais" in Berlin.
Von den "Endpunkten"(21) der "Balustrade" ist nur der linke erhalten. Die großen Vasen und Obelisken stammen vom Sehringschen Neubau des Stadttheaters in Cottbus.
Von der "Balustrade" kommen wir dann in den "Unteren Burghof"(7) und sehen dann schon den "Palas"(5).
Es ist schade, dass man sich nicht in die Zeit versetzen kann, als der Architekt die Anlage noch selber genutzt und gepflegt hat.
Wer, wie ich jetzt, nach vielen Jahren die "Roseburg" besucht, wird sich auf einer großen Baustelle wiederfinden. Es wurde durch den neuen Besitzer und den "Förderverein Roseburg" schon sehr viel restauriert. Es ist aber auch noch sehr viel Arbeit übrig. Die Fortschritte bei der Restaurierung sind beim Vergleich mit den Bilder sehr deutlich zu sehen. Ein Besuch lohnt sich für Alle, die die "Roseburg" von früher kennen und auf alle Fälle auch für die, die so ein Märchenschloss noch nicht gesehen haben.
Die "Roseburg" ist einer der Referenzstandorte der "Landesgartenschau Sachsen-Anhalt 2010".
Informationen über den Architekten "Bernhard Sehring" und über den Erhalt/Öffnung der Burg erhalten Sie unter:

www.roseburg-harz.de